Die zweite Ausgabe Ausgabe von „Berlin sur Seine – Paris an der Spree“ bestätigte den Erfolg dieses Dialogforums, das im vergangenen Jahr in der deutschen Hauptstadt startete. Rund 100 Teilnehmer besuchten die Konferenz, die am 23. Juni im Pariser Sitz der ENA stattfand. Zahlreiche Experten aus beiden Ländern sprachen zum Thema „Die Flüchtlingskrise in Europa – Ein Risiko oder eine Chance für das europäische Einigungswerk?“. Béatrice Angrand, Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerkes, moderierte die Veranstaltung. Die Deutsch-Französische Hochschule hat die Schirmherrschaft für das diesjährige Forum übernommen. Eingeladen zur Veranstaltung hatte der Alumniverein des Masterstudienganges MEGA.
Die Konferenz begann mit einer journalistischen Einführung zum Thema: Marie-Christine Vallet, Redakteurin für Europathemen bei Radio France, präsentierte in ihrem Vortrag die Berichterstattung zur Flüchtlingskrise in den europäischen Medien. Vallet sprach über den Wendepunkt, der in der Presse im Laufe des Sommers 2015 eintrat: Zu diesem Zeitpunkt verlagerte sich die Flüchtlingsroute vom Mittelmeer hin zu den Balkanländern. Während man bis zu diesem Zeitpunkt noch von Wirtschaftsmigranten sprach, war in den europäischen Medien fortan mehr von „Kriegsflüchtlingen“ die Rede, die vor allem aus Syrien kamen. Angesichts der Schließung bestimmter Grenzen und der Wiedereinführung von Kontrollen zwischen den Ländern habe sich die Presse auch mit der Zukunft von „Schengen“ auseinandergesetzt, so die Redakteurin von Radio France. Im Anschluss erläuterten Benjamin Beckmann, Leiter des Referats „Steuerung und Qualitätssicherung Integrationskurse“ beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Florian Valet, stellvertretender Direktor für Asylfragen beim französischen Innenministerium, wie die Flüchtlinge und Migranten in beiden Ländern aufgenommen werden. Beckmann sprach unter anderem von der massiven Zuwanderung von Flüchtlingen im vergangenen Jahr in Deutschland. So seien bis Dezember rund eine Million Personen meist syrischer Herkunft ins Land gekommen. Er unterstrich außerdem, dass Deutschland das Angebot an Integrationskursen auf die Gruppe der Asylbewerber ausdehne. Danach hob Valat den starken Zuwachs an Asylanträgen im vergangenen Jahr in Frankreich hervor. Der Wert sei um 23% gestiegen und erreichte die 80.000-Marke. Darüber hinaus erwähnte er die durch das Gesetz vom 29. Juli 2015 bedingten grundlegenden Veränderungen im französischen Asylrecht. Diese führten zu einer Verkürzung der Bearbeitungsfristen von Asylanträgen oder zur Stärkung der Rechte von Antragstellern während des Verfahrens. Der erste Teil des Forums endete mit einem Vortrag zur Zuwanderung von jungen hochqualifizierten Fachkräften in Europa. Karine Brard-Guillet und Sarah Périé-Frey, Studierende des 8. Jahrgangs im Masterprogramm MEGA, präsentierten die Ergebnisse aus ihrer Gruppenarbeit im Rahmen dieses Studiums. So erklärten sie die Bestimmungen der „Blauen Karte“ der Europäischen Union, die das Ziel hat, junge nicht-europäische Fachkräfte innerhalb der Mitgliedsstaaten anzuwerben. Darüber hinaus zeigten Brard-Guillet und Périé-Frey, wie Deutschland und Frankreich dieses System zeitlich befristeter Arbeitserlaubnisse umsetzen, um die besten Bewerber zu gewinnen.
Eine Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf die europäische Integration bildete den zweiten Teil der Veranstaltung. Im Rahmen der Debatte unterstrich Dr. Nikolaus Meyer-Landrut, Botschafter Deutschlands in Paris, dass der gesamte Kontinent angesichts der Integration der Zuwanderer vor der gleichen Herausforderung steht: Die Gesellschaften müssten das Zusammenleben der verschiedenen unter anderem religiösen Gruppen so organisieren, dass gleichzeitig die Gesetze und Werte Europas beachtet und bewahrt werden. Der Botschafter fügte hinzu, dass die Antwort auf die mit der Krise zusammenhängenden Fragen wie die Verteilung der Asylbewerber darin bestehen könnte, das Mandat der europäischen Institutionen zu erweitern. Dagegen argumentierte Maxime Lefebvre, Sonderbotschafter in Paris, dass man auf die Skepsis und Unzufriedenheit der Bürger gegenüber der EU, wie sie heute funktioniert, Rücksicht nehmen müsse. Daher sollte die europäische Integration nicht verstärkt werden, in dem man mehr Kompetenzen nach Brüssel verlagere. Vielmehr müsse man die zwischenstaatliche Koordination bevorzugen wie es beispielsweise mit der verpflichtenden Verteilungsquote der Flüchtlinge der Fall war, schlug Lefebvre vor. Für den ehemaligen Deutschland-Korrespondenten der Zeitung „Le Monde“, Henri de Bresson, würde die Angleichung der Wirtschaft der verschiedenen EU-Staaten eine Chance für die europäische Integration bedeuten. Dies könnte zu einer Annäherung der verschiedenen Ansätze, wie man die Zuwanderer in die Gesellschaft integriert, führen.
Weitere Informationen rund um diese Veranstaltung sind abrufbar über: www.mega-alumni.eu.
Pressekontakt :
Frédérik Stiefenhofer
Vorstandsmitglied des Vereins „MEGA Alumni – Les anciens élèves du MEGA“
E-mail : vorstand@mega-alumni.eu